Liebe Schützenschwestern, liebe Schützen und verehrte Gäste, herzlich willkommen zum Schützenfest 2016 (gehalten am 17.06.2016).
Ich freue mich über den guten Besuch am heutigen Königsabend. Wir feiern heute einen Königsabend und keinen Königskommers. Ein Königsabend hat keine strengen Regeln, wie es bei einem Königskommers üblich ist.
Wir, und damit meine ich die Verantwortlichen im Schützenverein, werden gern jedoch ihre bzw. eure Rückmeldung entgegen nehmen, um zu erfahren, ob ein Königsabend oder ein Königskommers besser ankommt.
An einem Königsabend wird selbstverständlich auch ein Rückblick auf das abgelaufene Königsjahr gegeben. Das werde ich jetzt tun.
Mein Königsjahr 2015/16
Wie oft habe ich folgende Worte im letzten Jahr gehört „jetzt spricht der König – meine Majestät – volle Aufmerksamkeit für den König“. Zunächst war mir diese Aufmerksamkeit oder mit Majestät angesprochen zu werden, sehr unangenehm und ich hatte zeitweilig auch ein beklemmendes Gefühl. Aber dann im Laufe des Jahres wurden die Auftritte sicherer und ich fühlte mich in meiner neuen Rolle sehr wohl – das Gefühl war nun da – ja ich bin König.
Heute am letzten Abend meiner Regentschaft ist es Zeit einen Rückblick zu halten und hervorzuheben, was das Besondere im Jahr als König war.
Damit ich überhaupt König werden konnte, musste ich erst die Zustimmung meiner Obrigkeit erwirken. Bereits im Dezember 2014 wagte ich mich aus meiner Deckung und trug meinem holden Weib vor, dass ich ab 2015 ernsthaft versuchen möchte, die Königswürde im Schützenverein zu erringen.
Die Begeisterung hielt sich zunächst noch in Grenzen, aber dann gab es das Signal – ja, wenn wir gemeinsam einen Tanzkurs besuchen.
Das Eis war gebrochen und wir machten uns noch im Januar auf den Weg und besuchten gemeinsam die Tanzschule Krüger in Uelzen. Übrigens eine gute Entscheidung – seitdem gibt es für meine Frau und mich einmal in der Woche einen festen gemeinsamen Termin.
Zugleich heißt es auch, Woche für Woche die richtigen Tanzschritte bimsen und unendlich viele neue Figuren erlernen. Manchmal richtig anstrengend und eine ganz besondere Herausforderung. Aber der Spaßfaktor ist beim Tanzen sehr hoch und schweißt zusammen. Ich kann das Tanzen in einer Partnerschaft nur jedem empfehlen.
Beim Schützenfest 2015 stand nun das Schießen auf die Königsscheibe an. Ich dachte bei mir nur, immer schön locker bleiben und sich bloß nichts anmerken lassen. Nach dem Schießen hatte ich ein gutes Gefühl. Aber reicht es gegenüber der Konkurrenz?
Eine gewisse Hoffnung war vorhanden. Um nicht völlig überrascht zu werden, noch mal schnell bei der Tochter Friederike zu Hause angerufen, denn sie musste ja noch für das Abitur lernen und konnte daher nicht am Schützenfest teilnehmen. „Du Friederike, wenn eine Abordnung vom Schützenverein die kleinen Häuschen vor unserem Haus aufbauen sollte, dann schickst du mir eine SMS.“ Gesagt – getan. Gegen 17:00 Uhr kam dann meine Frau zum Schützenplatz nach. Auch sie konnte über keine besonderen Aktivitäten vor dem Haus berichten. Ich habe dann noch ordnungsgemäß meinen Schreibdienst im Schützenhaus beendet und stellte fest, der Schützenplatz durch unsere dörfliche Bevölkerung ist ordentlich gefüllt. Schön für unser Schützenfest dachte ich, aber mit dem Schützenkönig wird es in diesem Jahr nichts.
Auf in die Kompanie, die Proklamation steht an. Antreten. Es werden die besten Schützen aufgerufen und sie versammeln sich in der Mitte des Schützenplatzes. Ja, ich bin dabei, aber zum König kann es nicht reichen, denn es gibt keine Rückmeldung von Friederike und meine Frau steht ganz entspannt zwischen den Gästen auf dem Schützenplatz.
Nach und nach müssen einzelne Schützen wieder ins Glied zurücktreten. Oh Vizekönig dachte ich da nun – und dann war es geschehen
König 2015 ** Hans-Jürgen Heuer.
Das musste zunächst mit einem freudigen Schrei meinerseits festgestellt werden. Im Augenwinkel sah ich dann nur, wie meine Frau völlig überrascht die freudige Botschaft wahrnahm und dass unser Schützenhauptmann Wilhelm Bauck meine Frau zum Proklamationshügel führte. Es war in diesem Augenblick ein unbeschreiblich tolles Gefühl.
Auf dem Weg, um den König nach Hause zu bringen, dass Handy gezückt und Freunde und die Geschwister angerufen, um ihnen das freudige Ereignis mitzuteilen.
Aus den vergangenen Jahren wusste ich, zum Katerfrühstück am frühen Sonntagvormittag, eigentlich noch Schlafenszeit, musste der König mit einer besonderen Aktion vor den versammelten Vereinsmitgliedern vorfahren oder auftreten. Mein Wunsch war es, wenn ich mal König werde, möchte ich mit einem alten Lanz Bulldog vor der versammelten Mannschaft vorfahren.
Dieter Schwutke hat noch am späten Abend einen alten Lanz Bulldog organisiert und am nächsten Morgen um 07.30 Uhr stand Jan Alvermann aus Groß Thondorf vor der Haustür und hat schon mal die Nachbarn geweckt. Mit ordentlichem Getöse ging es dann quer durch den Ort zum Festplatz. Toller Auftritt und herzlichen Dank noch an Dieter und Jan.
Herzlichen Dank auch an die Frauen aus dem Schützenverein, die zu einer unchristlichen Zeit ein hervorragendes und reichhaltiges Katerfrühstück vorbereitet hatten. Nach dem Frühstück wurden dann zu Ehren seiner Majestät die Kompaniewettspiele ausgetragen. Die Gaudi-Spiele waren hervorragend vorbereitet und wir haben viel Spaß miteinander gehabt.
Gegen Mittag war es an der Zeit, das Kinderkönigspaar 2014 abzuholen. Meine Tochter Anna-Lisa wartete bereits mit ihrem Prinzen auf die Vereinsmitglieder und den Untertanen, die ihre Fahrräder, Bollerwagen, Roller oder Kinderwagen mit Blumen bunt geschmückt hatten. Eine große Schar an Kindern mit ihren Eltern machte sich so auf den Weg, um das Kinderkönigspaar abzuholen. Sehr beeindruckend.
Der offizielle Teil des Schützenfestes endete am Sonntagabend mit einer dicken Zigarre im Kreise aller ehemaligen Schützenkönige. Als bekennender Nichtraucher seit über 15 Jahren eine besondere Herausforderung für mich.
In den nächsten Wochen und Monaten folgten angenehme Pflichtveranstaltungen, wie das Schützenfest in Hamersdorf, in Veerßen oder über Pfingsten 2016 in Uelzen. Dabei habe ich viele Schützen kennengelernt und zu einigen habe ich ein besonderes freundschaftliches Verhältnis aufgebaut und möchte dies auch nach meinem Königsjahr pflegen.
Aber auch das Oktoberfest in Uelzen mit allen Vereinen aus dem Stadtgebiet wird mir in besonderer Erinnerung bleiben.
Ein besonderes Ereignis war das Schießen um die Kreis-Königswürde. Bereits Wochen vorher habe ich mich auf diesen Tag mit zusätzlichen Schießübungen vorbereitet.
Der Tag der Entscheidung kam und zahlreiche Mitglieder aus dem Verein haben mich dabei begleitet. Was für ein Treiben auf dem Schützenplatz in Uelzen. Könige aus dem gesamten Kreisgebiet und deren Abordnungen versammelten sich. Zunächst gab es ein gemeinsames Frühstück für alle Beteiligten. Dann hieß es plötzlich, fertigmachen für das anstehende Schießen um die Kreiskönigswürde. Nun merkte ich, wie hippelig ich tatsächlich war.
Um ein wenig Ruhe zu finden und mich abzulenken, habe ich dann zunächst die Jugendkönigin aus unserem Verein, nämlich meine Tochter Marie-Louise, zum Luftgewehrstand begleitet. Ich habe sie dann noch kurz eingewiesen und mit dem aufsichtführenden Schießoffizier bekannt gemacht.
Danach bin ich dann selbst zum KK-Schießstand geeilt. Auf dem Schießstand begann dann das große Flattern. Um jedoch das Ziel sicher anvisieren zu können, benötigt man eben Ruhe und vor allem eine innere Gelassenheit. Dieser Zustand wollte sich an diesem Tag bei mir nicht einstellen.
Das Ergebnis war dann auch bescheiden – eine Zehn und eine Neun – Chance vertan. Noch ärgerlicher war die Erkenntnis, dass sich alle Kandidaten an diesem Tag schwergetan haben. Am Abend dann ein glanzvoller Einmarsch mit meiner Königin und in einen mit ca. 500 Gästen prall gefüllten Festsaal. Das Schießergebnis wurde mir dann noch präsentiert. Es war ein Platz im vorderen Drittel aller Könige.
Der Höhepunkt kam jedoch dann noch. Kreisjugendkönigin 2015 Marie-Louise Heuer mit vier Zehnen und einer Acht. Die anwesenden Vereinsmitglieder und vor allem wir als Eltern haben uns riesig über diesen Erfolg gefreut. Das musste dann auch gebührend gefeiert werden und der Papa machte mit seinem Töchterchen erst einmal einen Ehrentanz.
Der Kreiskönigsball hatte einen würdigen Rahmen, war amüsant und hat meiner Königin und mir viel Freude bereitet. Wir erinnern uns noch gern daran.
Heute sind Marie-Louise und die Mama nicht dabei, denn es laufen bereits die ersten Feierlichkeiten für die Überreichung des Abiturs, was dann am morgigen Tag ansteht.
Im Oktober haben wir mit fast 100 Gästen im Schützenhaus den Königsball gefeiert. Eröffnet haben meine Königin und ich den Königsball mit einem Sektempfang. Jeder Gast musste selbstverständlich persönlich begrüßt werden. Zu essen gab es ein mehrgängiges Menü, dass vom Holdenstedter Hof geliefert wurde.
Als König wollte ich es mir nicht nehmen lassen, möglichst mit vielen Frauen das Tanzbein zu schwingen. Ich habe es dann auch in die Tat umgesetzt und so einige Frauen in Bewegung gebracht.
Die Vorbereitungen für den Königsball waren recht aufwendig. Es musste so einiges organisiert und abgesprochen werden. Dabei haben sehr tatkräftig meine Frau, meine Kinder, die Adjutanten und deren Frauen Regina Waßmer und Martina Martens sowie Gudrun Sieverling, Marion Skallweit und Nico Fankhänel mich unterstützt.
Allen Helfern meinen herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung.
Ein weiterer Höhepunkt war die Aufnahme in die Königsrunde der ehemaligen Könige im Schützenverein Holdenstedt / Borne. Im Vorfeld war wenig darüber zu erfahren, wie das Ritual tatsächlich ablaufen wird. Es wurde mir lediglich mitgeteilt, der amtierende König hat alle ehemaligen Könige dazu einzuladen, die Getränke zu stellen und ein Essen anzubieten. Zu essen gab eine bayrische Brotzeit mit Weißwurst und Leberkäse. Ich hatte den Eindruck, es kam bei den Königen sehr gut an.
Auch habe ich mich riesig darüber gefreut, dass fast alle Könige meiner Einladung gefolgt sind. Wie ich später erfahren durfte, ist es Ehrensache, an diesem Tag als ehemaliger König teilzunehmen. Meine Hochachtung an die Mitglieder der Königsrunde. Zugleich zeigt es mir eindrucksvoll, dass es eine Auszeichnung ist, dem elitären Klub der Könige anzugehören.
Neben dem Aufnahmeritual wurden dann unter allen Königen noch eine Königsehrenscheibe und ein Königspokal ausgeschossen.
Die Königsehrenscheibe konnte ich mit zwei satten Zehnen im Zentrum der Scheibe für mich erringen.
Den Königspokal musste ich im Stechen an meinen Adjutanten Jörg Martens abtreten.
Was hat es aber nun mit dem Ritual der Aufnahme in die Königsrunde auf sich? Dazu werde ich schweigen, denn alle Schützen, die noch König werden wollen, sollen auch einen gewissen Spannungsbogen an dem Tag der Aufnahme in die Königsrunde erfahren dürfen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, die Teilnahme als König beim Königskommers der Schützengilde in Uelzen. Gemeinsam mit Vertretern aus der Wirtschaft und der Politik habe ich hier einen sehr schönen Abend gehabt.
Bei unseren Freunden von den Kyffhäusern aus Veerßen möchte ich ganz herzlich für die Einladung zum Frühstücksbrunch bedanken. Es hatte eine ganz besondere Note. Durch die Teilnahme aller Könige aus dem Stadtgebiet mit den Ehegatten konnte so ein besonderer Austausch zwischen den Schützenvereinen im Stadtgebiet gepflegt werden. Eine wirklich gute Idee, um ein Miteinander zwischen den Vereinen zu fördern.
Entschuldigen möchte ich mich, dass ich nicht an allen Pflichtterminen teilnehmen konnte. Auch sind sicherlich die Besuche in den Kompanien oder bei der Damenkompanie ein wenig knapp ausgefallen. Aber die Zeit, die mir zur Verfügung stand, war leider nicht mehr dehnbar.
Bedanken möchte ich mich besonders bei meinen Königsbegleitern Jochen Waßmer und Jörg Martens. Beide haben mich jederzeit nach Kräften mit Rat und Tat in meinem Königsjahr unterstützt.
Einen besonderen Dank gebührt meiner Frau. Sie hat mir nicht nur den Rücken frei gehalten, sondern sie hat an zahlreichen Auftritten teilgenommen und mit ihrer Unterstützung mir ein ganz besonderes und schönes Königsjahr geschenkt.
Bei allen Schützenschwestern und Schützen, die mich bei den zahlreichen Auftritten begleitet haben, bedanke ich mich ebenfalls recht herzlich. Mit eurer Teilnahme habt ihr mein Königsjahr erst so richtig glänzen lassen, ihr wart quasi das Salz in der Suppe.
Meinem Nachfolger wünsche ich, dass er ebenfalls so ein schönes und tolles Königsjahr haben wird.
Uns allen wünsche ich noch ein schönes Schützenfest 2016.
Text: Hans-Jürgen Heuer aus Holdenstedt
(Bilder: Sarah Denecke, Hans-Jürgen Heuer, Gudrun Przybilla, Fotostudio May, Bad Bevensen)